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Duffy entert die deutschen Charts

Duffy - Mercy

Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal den Song „Mercy“ von Duffy auf dem Geburtstag von Brini hörte, war ich sofort begeistert, mehr als von Amy Winehouse’s „Rehab“.

Und da Duffys Plattenfirma Polydor auch nicht so dermaßen gepennt hat, wie Amys Universal (es gab lange Zeit kein Vinyl von „Rehab“, noch nicht einmal eine 12″-Maxi – so dass anfangs ein 4-Track Bootleg diese „Versorgungslücke“ schliessen musste), hab ich mir die 7″ Vinyl-Single für 4,95 € sofort gekauft.

Die Nummer passt gut ins Programm, super kraftvoll produziert, ein echter Hit auf unseren Partys. Auch Johnny Hitman hat dann zugegriffen. Ich prophezeite noch im FUNK-Salon, dass dies die neue Nummer Eins in Deutschland wird. Besondere hellseherische Fähigkeiten musste ich allerdings nicht haben.

Die Funk- und Soulszene ist gespalten, aber Sammler ticken sowieso anders, viele lehnen jede Manipulation in der Musik, an dem ein Microchip beteiligt ist, ab.

Elke Buhr schreibt in Zeit.de über „Mercy“:

Die Basslinie schneidet zwei Takte aus Sam Cookes Stand By Me heraus, gibt ihnen Tempo und einen metallischen Dub-Hall und wiederholt sie im Loop. Auf diesem cool technisierten Fundament macht sich ein Keyboard-Fragment aus dem Sechziger-Jahre-Klassiker Mercy Mercy Mercy von Joe Zawinul breit, bevor Duffy mit ihrer Dusty-Springfield-Stimme ihr Liebesleid heraussingen darf: allerdings nicht, ohne zwischendurch einen aufgebrachten Rap nach dem Vorbild ihrer schwarzen R-’n’-B-Schwestern aus Übersee anzudeuten.

So produziert man derzeit.

Seit heute hat Mercy die Nummer Eins der deutschen Top 100 Single-Charts erobert und hat den Kinder- und Irrenanstalts-Hit „Kuschel-Song“ vom animierten Comic-Hasen Schnuffel auf Platz zwei verdrängt. Man könnte hämisch sagen, das ist der Beweis, dass nur noch Mütter Cds kaufen.

Aber so einfach ist es nun doch nicht – im Gegenteil, nämlich sehr kompliziert: Die Chartposition setzt sich mittlerweile nicht mehr aus dem Radioplay zusammen, sondern grundsätzlich danach, wieviel Umsatz ein Titel generiert, d.h. veraltete Plattenverkäufe (inkl. DVDs) in 3000 ausgesuchten Geschäften (die Kassensysteme sind mit einem Registriersystem verbunden) und Downloads. Wer es genau wissen will, sollte beim Bundesverband Musikindustrie nachschauen. Bei Wikipedia kann man nachlesen:

Heute reichen meist 5.000 wöchentliche Verkäufe bundesweit, um obere Ränge der Top 10 der Single-Charts zu erreichen. Für die Top 100 reichen nach Angaben von Manfred Gillig-Degrave, Chefredakteur des Branchenmagazins Musikwoche schon „dreistellige Zahlen“.

Duffys CD „Rockferry“ stieg in den Album-Charts von Rang vier auf drei, wie media control bekannt gibt.

Haben wir Soul und Funk-Djs, die seit Jahren jedem blöden Trend zum Trotz, original Soul- und Funkmusik spielen, einen Anteil an diesem Erfolg? Ich denke schon, auch wenn er sich nicht auszahlt.

Als ich letztens Henry Storch von Unique traf, fragte ich ihn, ob denn nicht Sharon Jones und die Dap-Kings von dem Hype um Amy Winehouse profitieren, und er meinte, dass es sich nicht in den Plattenkäufen nieder geschlagen hat. Auch sein Label Unique merke nix davon.

Alles eine Frage der Vermarktung und wieviel Geld man darein steckt, würde ich sagen. Wie immer.

This article in Google-English.

{ 1 comment… add one }
  • kristian 16. April 2008, 16:51

    würde gerne mal wissen, wo der gute mann von der zeit da Joe Zawinul raushört…stand by me is klar, aber mercy, mercy, mercy? in der version von adderley? dann istz das auch kein keyboard, sondern ein fender rhodes oder so…

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